1. ETAPPE UND RIESENÜBERRASCHUNG
Was war das heute für ein Wahnsinnstag. Aber schön der Reihenfolge nach 😉
Übernachtet haben wir in Sonthofen. Knapp 20 min vom Start entfernt. Und zwar in einem Hostel. War mal was anderes, aber gut. Und gut haben wir definitiv geschlafen. So gut habe ich schon lange nicht mehr vor einem Trans Alp geschlafen.
6.20 Uhr klingelte der Wecker und 7 Uhr gab es Frühstück. Dadurch, das wir gestern Abend alles schon vorbereitet hatten, konnten wir es heute morgen ganz entspannt angehen lassen. 8 Uhr Abfahrt nach Oberstdorf und 8.30 Uhr Einchecken in den Startblock. Auch wenn wir bereits 4 mal (Steven) und ich 6 mal hier am Start waren, so war doch gefühlt die Anspannung und Nervosität bei uns beiden so groß wie lange nicht mehr bei einem Event.
Kurz vor 9 Uhr erklang dann der Highway to hell und ab ging es. Für heute hatten wir uns vorgenommen unter die ersten 10 in unserer Altersklasse zu kommen, um morgen im Blockstart im Block A zu sein. Damit sind wir die ersten im Trail, der morgen sehr schnell nach einem kurzen Stückchen Straße beginnt.
Und 9 Uhr wurden dann die „Pforten für die Rennpferde in der Box“ geöffnet und es galt das aufgestaute Adrenalin der letzten Tage und Monate raus zu lassen, ohne zu überpacen. Auf den ersten 2 bis 3 Kilometern waren wir auf Asphalt unterwegs und hier liesen wir uns einfach treiben. Einfach ins Rennen kommen. Kurz über eine Brücke rüber und dann ab in den Trail. Stöcker raus und dann kam schon die erste Situation, die so nicht eingeplant war. Ein Stock bei Steven war defekt 😬. Aber wir liesen uns nicht aus der Ruhe bringen und suchten nach einem Stock aus dem Wald als Ersatz. Der wurde relativ schnell gefunden und weiter ging es an der Heini Klopfer Schanze über altbekannte Wege zur Verpflegung 1 auf der Wankalpe. Die Sonne brutzelte uns bereits ordentlich. Obwohl Steven und ich noch nie miteinander gerannt sind, haben wir uns schnell als Team vom Tempo her gefunden.
Nach der Wankalpe ging es dann aber erstmal richtig hoch. Bis auf 2013 m, der Mindelheimer Hütte und dem heutigen höchsten Punkt der Etappe. Von der Wankalpe war die nächste Verpflegung 17 km entfernt und das war bei den heutigen warmen Bedingungen eindeutig zu weit. Viele Teams hatten mit den Temperaturen sehr große Probleme. Wir waren froh, zwischendurch 2 Tränken zu finden, an denen wir unsere Trinkflaschen füllten. Und zwischendurch waren sie sogar komplett leer.
An der Verpflegung 2 bekamen wir die Info, das wir sehr gut im Rennren sind und in unserer Altersklasse sogar auf Platz 4. Nur 3 min hinter Team 3. Und damit wussten wir beide, was die Uhr geschlagen hat. Nicht überpacen, aber aggressiv steigen und idealerweise noch schneller runter rennen, ohne an den Anschlag gehen zu müssen und irgend etwas zu provozieren. Außerdem bekam Steven hier neue Stöcke. Und ab hier waren es nur noch knapp 10 km.
Steven stieg zügig bergan. Seine Spezialität und ich folgte ihm. Da hieß es immer mal wieder die Zähne zusammen zu beißen und so holten wir uns ein Team nach dem anderen noch, Dir vor uns waren. Und dann kam die nächste Situation. Meine linken Adduktoren fingen an sich zu melden. Gerade in solch einer Situation nicht schön. Also hieß es etwas das Tempo rauszunehmen, gerade berghoch und ordentlich Flüssigkeit nachfüllen. Und es zeigte Wirkung. Nur noch 5 km.
Also das alte Tempo aufnehmen. Die letzten Anstiege gut überwinden und ab ins Tal. Das Ziel rückte immer näher. Nur noch 3,2 und 1 km. Und dann waren wir nach 05:36 Stunden im Ziel. Und hier geschah es dann.
Als wir ins Ziel einliefen, wurde uns verkündet, das wir am heutigen Tage auf dem Podest stehen. Das hieß Platz 3. Und da gab es kein Halten mehr. Ich würde es als Feuerwerk der Emotionen beschreiben. Das war der Wahnsinn. Über schreien, weinen und einfach nur glücklich sein und uns in den Armen liegen war alles dabei.
Das nächste Team hinter uns hatte 12 min Rückstand. Irgendwo müssen wir sie überholt haben. Noch nach dem Zieleinlauf überkamen uns immer wieder unsere Emotionen. Ein Traum war wahr geworden. Gleich im Ziel kamen Attila und Max vom Team der Laufszene zu uns und gratulierten. Sie haben in ihrer Altersklasse Platz 12 belegt.
Jetzt hieß es Flüssigkeit nachfüllen, Duschen, Wäsche waschen und zur Massage zu gehen. Hier bekamen wir vom Team Outdoorphysio eine sehr geniale Massage. Und hinterher fühlten wir uns wieder richtig prima. Es geht uns richtig gut.
In der Zwischenzeit hat es jetzt geregnet. Für morgen sieht das Wetter nicht ganz so rosig aus. Der Start wurde von 8 auf 7 Uhr vorverlegt, auf Grund des Wetters. Morgen geht es dann weiter nach St. Anton am Arlberg. 27,7 km mit 1787 Höhenmetern im Aufstieg und 1919 Höhenmetern im Abstieg. Eine sehr schöne Etappe, die genauso fordernd werden wird wie heute. Auch wenn sie bedeutend kürzer ist.
Jetzt geht es gleich zur Pastaparty und dann werden wir es genießen auf dem Podest zu stehen 🤗. Und hinterher geht es dann nochmal auf die Blackroll und schnell ins Bett. Morgen wollen wir wieder fit am Start stehen.