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Trans Alpine Run 2019 – Etappe 7

SPANNENDER ALS JEDER SCHWERGEWICHTSBOXKAMPF

Gruppenbild Trans Alpine Run 2019Bevor wir etwas zum heutigen Tag schreiben, möchten wir uns bei Outdoor Physio (www.outdoor-Physio.de) bedanken. Vom ersten Tag an, haben vor allem die beiden Frauen, die ihr hier auf dem Bild seht, dafür gesorgt, das unsere Muskulatur jeden Morgen so gut wie noch nie war. Danke euch.

Ansonsten war der Tag heute spannend wie ein Schwergewichtsboxkampf. In 5 Worten könnte man den Tag folgendermaßen zusammen fassen: gestartet, angeschlagen, taumelnd, stark zurück gekommen und erfolgreich gefinisht.

Seit gestern Abend hat es hier intensiv geregnet. Und oben auf den Bergen hat es sogar geschneit. Bei dem Blick erschrecke ich erst einmal, aber was soll’s. Also ab zum Start der vorletzten Etappe. Und 8 Uhr geht es los. Es ist deutlich zu merken, das es vielen Läufern schwer fällt, auf Asphalt in Schwung zu kommen, und dieser wird uns für die nächsten Kilometer erst einmal begleiten. Auch uns fällt es schwer ins Rennen zu kommen, aber irgendwie geht es.

Nach knapp 6 km geht es in die berühmte Uina Schlucht und nach 8 km ist die erste Verpflegung erreicht. Hier wird nur kurz was getrunken und weiter geht’s ins Steigen. Immer weiter nach oben, bis die Schlucht enger wird und dann sogar in engen Stollen durch den Felsen geht bis nach Südtirol rein. Bis auf ein englisches Master Men Team haben wir alle anderen Teams, die hinter uns in der Gesamtwertung liegen hinter uns. Wir überholen uns immer wieder gegenseitig, aber ganz oben liegen wir vor den beiden. Und als wir aus der Schlucht kommen, ist alles leicht überzuckert und nebelig.

Aber der Aufstieg ist noch nicht vorbei. Wir steigen weiter hoch bis auf 2356 m Höhe. Und mir geht es irgendwie überhaupt nicht gut. Mein Magen ist total flau und ich habe irgendwie keine Power. Nach dem höchsten Punkt der heutigen Strecke biegen wir scharf rechts ab. Ca. 1 km vorher habe ich wieder ein besseres Gefühl und langsam komme ich wieder gut ins Laufen.

Beim Abstieg zur zweiten Verpflegung ist auf einmal das viertplatzierte Team direkt hinter uns. Keine Ahnung wo sie auf einmal herkommen und was sie für Power investiert haben. Jetzt gilt es im Kopf stark zu sein und nicht verrückt machen zu lassen. Steven läuft vorne weg und merkt noch nicht, das die beiden uns so dicht auf den Fersen sind. Erst bei der Verpflegung registriert er es.

Wir beide wissen, was das nun bedeutet. Nur ein kurzer Stopp und weiter bergab. Es geht fast 800 m weiter bis nach Laatsch im Tal. Von der zweiten Verpflegung sind es knapp 18 km bis ins Ziel. Wir haben in der Gesamtwertung knapp 40 min Vorsprung vor Ihnen und nun geht das Rechnen los. Sie müssten also knapp 2 min uns pro Kilometer abnehmen, um uns zu gefährden. Damit es nicht so weit kommt, und wir nix riskieren müssen, geben wir Vollgas bergab. Auf dem Weg überholen wir die führenden Frauen, dann Mathias und Sven und kurz vor dem Tal haben wir sogar Attila eingeholt. Ein Mordstempo, mit dem wir ins Tal fliegen. Einfach so lange wie möglich vorne bleiben.

Hier kommen wir auf einem Radweg und es sind noch 2 km bis zur dritten Verpflegung. Es gilt das Tempo hoch zu halten, ohne uns komplett zu verausgaben. Ich schaue mich auch nicht um, um mich nicht verrückt zu machen. Den Blick nach vorne gerichtet und das Ziel für heute im Auge behalten.

An der dritten Verpflegung wird wieder nur etwas getrunken und jetzt sind es nur noch knapp 8 km. Keine Ahnung woher wir unsere Kraft nehmen, das ist uns aber gerade völlig egal. Das Ziel nährt sich immer mehr und es ist leicht wellig. Das kommt uns sehr entgegen.

Knapp 4 km vor dem Ziel überholen wir das in Führung liegende Mixed Team, knapp einen Kilometer später Herrn Dr. Miksch mit seinem Partner und plötzlich sind es nur noch 2 km.

Auch wenn alles weh tut, heißt es zu rennen, was einfach nur geht. Und dann sind es nur noch ein Kilometer. Und plötzlich wird Dir bewusst, was du da heute gerissen hast und was morgen mit einem erfolgreichen Finish möglich ist. Und so rollen mir die ersten Tränen aus den Augen, weil ich es einfach nicht fassen kann. Nur noch 500 m, kurz die Straße überquert und dann ist es wieder soweit. Wir haben zu. Vierten Mal Platz 3 in der Altersklasse belegt und das zum dritten Mal in Folge. Kurz hinter der Ziellinie fallen wir völlig erschöpft zu Boden und sind einfach nur überglücklich. Wir sind klatschnass durch den Regen, der uns eigentlich den ganzen Tag begleitet hat und völlig durchgefroren. Also schnell in die Halle und ins warme. Hier sitzen wir auf dem Boden uns stoßen mit einem alkoholfreien Bier an.

Bis zur Massage ist es etwas weiter als sonst zu Fuß. Thomas besorgt uns ein paar Rettungsdecken und darin eingehüllt gehen wir zur Massage. Diese findet diesmal in einem Hotel statt. Dort angekommen fragen wir erst einmal nach einer warmen Dusche. Diese befindet sich im Wellnessbereich des Hotels und hier entdecken wir auch eine Sauna. Völlig durchgefroren ist diese genau das richtige für uns. Wir machen drei Gänge, ehe wir zur letzten Massage für diese Woche gehen, da die Physios leider morgen Abend nicht mehr vor Ort sind. Noch einmal werden unsere Beine wieder auf Vordermann gebracht und wir gehen als völlig andere Menschen raus, als wir reingekommen sind.

Ab ins Hotel, dann zur Pastaparty und die Siegerehrung mitgenommen. Beim abschließende Briefing, wird uns leider mitgeteilt, das wir auf Grund von zu viel Schnee im Abstieg morgen die Originalroute nicht laufen werden, sondern eine Alternativroute. Nur knapp 25 km noch und knapp 2000 Höhenmetern im Aufstieg. Hier heißt es noch einmal gut und gesund durchkommen und dann das Ziel zu genießen ??.

Beim Ausgang aus der Halle unterhalten wir uns mit den vor uns liegenden Engländern. Und als Verabschiedung erzählt der eine von beiden, das er sich auf das letzte gegenseitige Battle morgen freut.

Ab ins Hotel und ab ins Bett. Morgen gehts dann nach Sulden und damit das Finish der diesjährigen Route.

Tell Wollert
TELL WOLLERT

Tell Wollert, geborgen 1980, ist seit 2010 Personal Trainer sowie seit 2013 Premium Personal Trainer. Tell hat Sport studiert, ist leidenschaftlicher Ultraläufer und Black Roll Master Trainer.

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