Und wenn du denkst es geht nicht mehr, geht immer noch ein Stückchen mehr

Weil auf Grund der aktuellen Wettersituation (Gewitter am Nachmittag wurden angesagt), der Start auf 6.30 Uhr vorverlegt wurde, klingelte heute 4.50 Uhr unser Wecker. Alles stockfinster draußen🫣. 5.15 Uhr wurde extra für uns Läufer dann Frühstück arrangiert, was nicht immer unbedingt selbstverständlich ist. 5.50 Uhr Abfahrt zum Start und immer noch alles stockfinster.
Und wenn man den anderen Läufer am Start in die Augen schaut, dann geht es allen gleich.
Wir checken in unseren Startblock ein und wollen Richtung Anfang des Startblock gehen, als mich eine Stirnlampe blendet. Ich denke mir nix dabei und wende mich ab, als auf einmal jemand Axel und Tell ruft. Und welche Überraschung: Heike und Steven aus Dresden sind als Überraschung angereist und werden für ein paar Tage hier bleiben. Die Freude ist groß und wir quatschen kurz, ehe es dann pünktlich 6.30 Uhr losgeht. Und jetzt ist es hell ☺️.

Man merkt den Läufern an, das sie gestern einen „Ruhetag“ mit dem Bergsprint hatten. Alle laufen wie wahnsinnig los und versuchen Strecke zu machen. Erst auf einem breiten Forstweg, dort relativ eben und nach ein paar Kilometern dann leicht ansteigend auf schmaleren Wegen. Die Beine machen gut mit und wir arbeiten uns im Pulk weiter voran. Das erste große Ziel für heute ist die Braunschweiger Hütte auf 2725 m und dann weiter hoch zum Pitztal Jöchel auf knapp 3000 m.
Für uns bedeutet das bis zum Ende des Pitztal zu laufen und schon von weitem überlegt man und sucht, wo es dann weiter geht. Man sieht von weitem nur einen Wasserfall und nix anderes mehr. Kurz davor eröffnet sich dann für uns der Blick auf unseren Weg. Es geht steil berghoch in Serpentinen links vom Wasserfall gesehen. Wir reihen uns ein und steigen und steigen. Kaum eine Chance irgendwo  zu überholen. Erst auf einem breiteren Weg, nach ca 5 km, der jedoch schnell wieder in einen schmalen Steig übergeht. Mittlerweile sehen wir die Gletscherwelt um uns herum und auch die Braunschweiger Hütte. Nach 01:41:22 sind wir dann bei ihr angelangt, nach ca. 6,64 km.

Schnell ein paar Fotos gemacht und weiter auf unserem Weg zum höchsten Punkt des heutigen Tages. Kurz vorher wird es ordentlich technisch und wir sind angewiesen, unsere Stöcke im Rucksack zu tragen, damit wir beide Hände frei und am Felsen haben können. Denn es ist etwas Kletterei angesagt. Nichts weltbewegendes, aber sicher ist sicher.
Oben angelangt eröffnet sich uns ein phänomenaler Blick, aber gleichzeitig auch der erste Notfall, den wir live erleben beim TAR. Eine Läuferin liegt dort eingehüllt in eine Rettungsdecke, wird von den Sanis versorgt und ein Hubschrauber ist auch geordert. Wir schauen, das wir schnell dort runter kommen und damit auch einen möglichen langen Stau entgehen. Auch hier heißt es kurz etwas klettern und bei Kilometer 10, am Parkplatz Rettenbachgletscher, sind wir bei der ersten Verpflegung für heute.
Bereits hier, merke ich heute wieder die Muskulatur zwischen unterem Rücken und Gesäß. Nicht unbedingt förderlich für den nun folgenden Downhill ☹️. Aber was soll’s. Irgendwie n Rhythmus finden und los.
Die Strecke bis zur Verpflegung 2 bei km 19,5, der Gaislachalm, geht erstmal ordentlich bergab und dann immer leicht wellig durch einen schönen Wald mit immer wieder schönen Ausblicken und Querungen über Skihänge. Und es gilt weiter runter zu laufen bis Zwieselstein auf 1470 m. Dort treffen wir wieder auf Steven, der kurz mit uns mitläuft und dann auch auf Heike. Ab hier geht es dann wieder berghoch, was mir eigentlich mit meiner muskulären Thematik entgegen kommen sollte. Aber mittlerweile sticht es auch im linken Knie und es ist überhaupt nicht angenehm. Da gilt es den Kopf auszuschalten und zu überlegen, was zu tun ist.
Die 3 Kilometer bis zur 3. Verpflegung heute bei km 27, auf der Lenzenalm vergehen irgendwie. 500 m davor wird uns die Verpflegung angekündigt und auf einmal gibt es noch einen kurzen Anstieg links hoch und dann sind wir da.

Hier entschließe ich mich, mein Knie zu flossen und dann meine Trinkvorräte aufzufüllen und eine Kleinigkeit zu essen. Dann das Flossingband gelöst und weiter. Und was soll ich sagen. Das Knie ist schmerzfrei und ich wie ausgewechselt. Axel fragt mich sogar, ob ich auf einmal den Turbo gezündet habe, weil wir so schnell unterwegs sind. Und das vor allem Berghoch.
So holen wir Team für Team ein, Treffen auf Ziege und Schafe und erklimmen die letzten 700 Höhenmetern im Aufstieg für heute. Und dann ist das Schild für die letzten 5 km da und es geht in den Downhill. In den letzten Tagen und auch bis dorthin nicht unsere Stärke in diesem Jahr, aber hier kommen wir richtig gut voran. Wir überholen und uns überholt keiner. 2 km vor dem Ende für heute erreichen wir Obergurgl, rennen noch eine Schlaufe um den Ort und nach 07:39 Stunden sind wir dann für heute im Ziel. Kaputt, aber glücklich wie es zwischen V3 und dem Ziel lief.

Eine landschaftlich schöne Etappe heute, mit allem was so ein Trans Alp in jeglicher Hinsicht zu bieten hat.

Jetzt noch schnell Massage und dann ab ins Hotel zum „Mittagsschlaf“.

Die morgige Etappe wird auf Grund des Wetters abgesagt. Das heißt wir fahren morgen Vormittag weiter nach Neustift ins Stubaital und rennen dort morgen Nachmittag eine Alternativrouten. Wie und was genau, erfahren wir nachher bei der Pastaparty.